Burgund 2022

Die lange angekündigte und von Eckard Andersson vorbereitete Reise nach Beaune in das Zentrum der Weinregion mit dem eingängigen und reizvollen Namen Burgund war nicht nur hoch interessant und schön, sondern auch mit einigen Überraschungen verbunden. Die erste Überraschung erreichte mich zwei Tage vor Beginn der Reise mit einem Anruf von Eckard Andersson mit dem Hinweis, dass er und seine liebe Inge leider von Corona betroffen seien, er also an der Reise nicht teilnehmen und damit die Betreuung der Gruppe mit 33 angemeldeten Teilnehmern nicht übernehmen könne. Die Betreuung der Gruppenreise des Civilclubs wurde daher auf den Unterzeichner übertragen und alle vorhandenen Unterlagen übergeben. Am Freitag, 14. Oktober, startete die Gruppe des Civilclubs mit dem Reisebus um genau 7 Uhr Richtung Frankreich, die Fahrt ging über Köln, Trier, Luxemburg weiter über Nancy und Dijon nach Beaune. Begrüßt wurden wir in unserem Hotel Henry II von dem Reiseleiter Dr. Jörn Garleff, der als Kunsthistoriker seit mehr als 30 Jahren in Frankreich lebt und uns im Folgenden die Geheimnisse und Schönheiten der Region Burgund eindrucksvoll nahe gebracht hat. Zum Abendessen ging es dann zum Restaurant Le Grand Bleu, in dem uns an jedem Abend der Reise ein sehr französisches und natürlich leckeres Abendessen mit 3 Gängen serviert wurde. Der erste Tag in Beaune stand ganz im Zeichen dieser historischen Stadt mit rd. 22.000 Einwohnern. Unser Reiseleiter führte gegen 9.00 Uhr unsere Gruppe mit 33 ihm folgenden, aufmerksamen CC-Mitgliedern entlang der Rue Lorraine direkt in das historische Zentrum dieser sehr französischen Stadt. Ziel war das Hotel-Dieu, das wegen seiner besonders farbigen und strukturierten Dacheindeckung in der ganzen Welt bekannt ist. Aber nicht nur das Dach prägt das Bild dieses Gebäudes aus dem Jahr 1443. Entgegen der Namensgebung war das kein Hotel, sondern seit der Fertigstellung in 1443 bis ins Jahr 1971 ein Hospital und Altersheim. Der große Saal mit den aneinander gereihten Betten machte großen Eindruck, vor allem, weil die Finanzierung dieser sozialen und wichtigen Institution ausschließlich durch Überschüsse aus dem Verkauf von Wein erfolgt. Wenn das kein Argument ist, mehr Wein zu trinken? Heute ist das Hotel-Dieu überwiegend ein Museum, Teile der Anlage werden aber immer noch als Altersheim genutzt. Rund um das Zentrum von Beaune war an diesem Sonnabend ein malerischer Markt mit Angeboten verschiedenster Richtungen: Gemüse, Metzgereien und Angebote an Fischen, Pilzen und Austern genauso wie umfangreiche Angebote an Kleidung, Lederwaren etc. – eben ein typisch französischer Markt. Die CC-Mitglieder hatten so ausreichend Möglichkeiten, sich in der Mittagspause umzusehen und einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen. Am Nachmittag wurde es scharf: Die Besichtigung der einzigen in Beaune noch vorhandenen Moutarderie, Senffabrik der Fa. Fallot. Wir wurden über unterschiedliche Senfpflanzen, die Schärfe beim Senf, die Produktionsverfahren, aber auch über die Probleme des Markenrechts informiert. So war den meisten nicht bekannt, dass der Begriff „Dijon Senf“ markenrechtlich nicht geschützt ist und jeder auf der Welt heute diesen Begriff benutzen kann. Das alles hatte man hinter dem Begriff Senf und den speziellen Marktverhältnissen nicht vermutet. Am Sonntag ging es dann in die Hauptstadt des Burgund, Dijon, mit rd. 160.000 Einwohnern. Diese Stadt ist ein Verkehrs-, Handels- und Industriezentrum und Sitz der Université de Bourgogne, die 1722 gegründet wurde. Die Stadt ist berühmt für ihren Senf und ein wichtiger Handelsplatz für Burgunderweine. Im Laufe der Jahrhunderte geriet die Stadt wie auch ganz Burgund unter die Herrschaft verschiedenster Herzöge, Bischöfe und Kardinäle, Fürsten und Könige, es war immer eine heiß umkämpfte Gegend. In der historischen Altstadt von Dijon wurde zunächst ein Blick in das Palais des Ducs et des Etats de Bourgogne mit seinen vielen Kunstschätzen überwiegend aus der wechselvollen Vergangenheit geworfen. Die bemerkenswerten mittelalterlichen Sammlungen aus Kunstobjekten, Skulpturen und Gemälden von so berühmten Künstlern wie Delacroix, Le Titien, Champaigne, Géricault, Manet und Monet, sowie die Werke von Künstlern aus dem Burgund machten großen Eindruck. Ebenso der berühmte Gardensaal mit den aufwendigen und sehr kunstvoll gestalteten Gräbern von Herzögen von Burgund. Ergänzt wurde der Eindruck durch einen Gang durch die mittelalterlichen kleinen Straßen der Stadt mit den vielen eleganten und Reichtum ausstrahlenden Privathäusern. Nach der Mittagspause ging es dann zurück abseits der Autobahn entlang der Cote d'Or zum international bekannten Schloss von Clos de Vougeot, verbunden mit einer Weinprobe in der Grande Cave de Vougeot, ohne dass der Promille-Pegel besonders angestiegen ist. Dieser Ort ist vor allem bekannt durch die international besetzte Bruderschaft der Chevaliers du Tastevin. Aussichtspunkt in Brancion Der Montag hatte die Besichtigung von Cluny mit den immer noch imponierenden Resten des im Mittelalter sehr einflussreichen Klosters auf dem Programm. Dicke Mauern, große Säle mit imponierenden Holzdecken und die Gesamtanlage mit den Resten der riesigen Abteikirche. Sie war die weltgrößte romanische Basilika und bis zum Bau des heutigen Petersdoms in Rom die größte Kirche der Christenheit. Obwohl weite Teile dieser Abtei im Zusammenhang mit der französischen Revolution durch einen Unternehmer abgebrochen wurden und die Steine an die Bevölkerung zum Hausbau verkauft wurden, konnte an Hand der Darstellungen und Erläuterungen unseres Reiseleiters die Größe und die Bedeutung dieses Klosters von uns erahnt werden. Nach der Mittagspause ging es weiter nach Taizé, einem Versammlungsort vieler vor allem Jugendlicher aus allen Ländern der Welt. Mein Eindruck war, dass die Jugendlichen sich sehr wohlfühlten auf dem weitläufigen Gelände und alles wohl organisiert war, was bei so viel Pubertät nicht ganz einfach ist. Letzte Station war ein kleiner, fast unbewohnter Ort mit dem Namen Brancion. Hier war eine Burg aus dem Mittelalter auf einem Hügel gebaut worden, die nach der französischen Revolution in Privatbesitz überging. Die Erhaltung war und ist wie immer schwierig und heute kümmert sich eine Stiftung um diesen bemerkenswerten Ort mit Burg, Kirche sowie einigen Wohnhäusern und einer phantastischen Aussicht auf das Land von Burgund. Der folgende Dienstag war insgesamt die große Überraschung mit Folgen. Unser Busfahrer Justus, der uns mit ausgeglichener und teilweise artistischer Fahrweise (enge Straßen) und guter Betreuung erfreut hatte, teilte mit, dass er nicht mehr mit uns weiterfahren könne. Er sei unterrichtet worden, dass er in der vergangenen Woche einen Bus mit mehreren Corona-Infizierten gefahren hätte. Er hatte sich daraufhin aktuell (mit positivem Ergebnis) getestet. Damit war das Programm für Dienstag hinfällig. Und jetzt was nun? In einer kurzen Besprechung wurde mitgeteilt, dass ein anderer Fahrer unterwegs sei. Unser Justus würde mit dem PKW zurückfahren. Ebenso wurde festgelegt, dass alle CC-Teilnehmer sich umgehend einem Corona-Test unterziehen müssen. Eine Apotheke wurde ausgewählt und im Verlauf des Vormittags wurden alle Teilnehmer dort getestet. Das Ergebnis? Drei unserer Mitfahrer waren ebenfalls positiv und mussten in die Quarantäne, konnten also nicht mehr weiter das Programm mitmachen. Die drei positiv getesteten Damen, die über das Ergebnis erschüttert waren, konnten mit unserem Justus per PKW wieder zurück nach Münster fahren und sind dort auch gut angekommen. Der Rest der Gruppe, jetzt noch 28 Teilnehmer, hatte einen freien Nachmittag, der von unserem Reiseleiter Jörn mit dem Angebot einer speziellen Stadtführung in Beaune gefüllt wurde. So wurde dieser Tag mit Überraschungen doch gut abgeschlossen. In einer Abstimmung wurde beschlossen, dass der verlorene Dienstag mit den interessanten Besichtigungen das Programm am Donnerstag ersetzen solle. Römische Befestigung AutunAm Mittwoch ging es dann nach der von Römern gegründeten Stadt Autun mit heute rd.12.000 Einwohnern. Die Römer hatten den Ort nach strategischen Gesichtspunkten im Rahmen ihres Straßennetzwerks in Gallien festgelegt und mit einer außergewöhnlich starken Wehranlage befestigt. Einige Reste sind noch vorhanden und überraschen mit Stärke und Höhe der Mauern. Die Stadtmauer mit noch 23 erhaltenen Türmen fußt auf antiken Fundamenten, die 6 km lang sind und über 54 Wehrtürme verfügt. Autun war in der Zeit der Römer das Rom von Gallien. Nach der römischen Zeit von Autun geriet die Stadt immer wieder in die Streitigkeiten verschiedenster Völker wie den Burgundern, den Franken und später den Normannen und deren Herrscher. Sie verlor an Bedeutung, hatte aber wegen guter Schulen im Bildungsbereich Frankreichs einen guten Ruf. Ausführlich besichtigt und erläutert wurde d10e Kathedrale Saint-Lazare aus dem 12. Jahrhundert mit romanischen und später gotischen Elementen. Nach der Mittagspause fuhren wir weiter in den Ort Le Creusot. Großen Einfluss hatte die Familie Schneider, die dort ein Imperium mit verschiedenen Schwerindustrie-Unternehmen betrieb, vergleichbar mit dem deutschen Konzern Krupp. Die Produktion von Kanonen und Rüstungsgütern war der damals als Feindesland eingestuften deutschen Produktion von Rüstungsgütern ebenbürtig. Aber auch die Produktion von Kochtöpfen mit Weltruhm war das Werk der Familie Schneider. Sie residierte in dem Chateau de la Verrerie, das heute von der Gemeinde als Museum unterhalten wird. Das Schloss ist eine beeindruckende und außergewöhnliche Liegenschaft, das von einer industriellen Ausrichtung auf die sehr persönlichen Vorstellungen der Familie Schneider ausgerichtet ist. Dazu gehört offenbar auch, dass im Freigelände überall historische Kanonen gelagert sind. Der letzte Tag mit Besichtigungen sah die Fahrt zu einer kleinen, aber sehr reizvollen Gemeinde mit dem Namen Vézelay vor, einem Wallfahrtsort mit überregionaler Bedeutung. Der Ort liegt malerisch auf einem Hügel und wird dominiert durch die fast 1.000 Jahre alte Basilika Sainte-Marie-Madeleine. Diese Basilika hat durch die Zeit eine sehr wechselvolle Geschichte mit mehrfachen Bränden und Auseinandersetzungen. Sie war ursprünglich in romanischem Stil erbaut, durch die immer wieder notwendigen neuen Aufbauten sind heute neben den romanischen Elementen auch andere wie gotische zu erkennen. Sie ist in Frankreich ein zentraler Anlaufpunkt bei Pilgern auf dem Jakobsweg. Hügel und Kirche von Vézelay zählen seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 1998 ist die Kirche auch als Teil des Weltkulturerbes „Jakobsweg in Frankreich“ ausgezeichnet. Abtei von FontenaySehr beeindruckt fuhren wir nach der Mittagspause weiter zu unserem letzten Besichtigungspunkt, zur Abtei von Fontenay, ebenfalls ausgezeichnet als UNESCO-Weltkulturerbe. Die Abtei von Fontenay wurde 1118 vom heiligen Bernhard von Clairvaux gegründet. Wie immer war die Abtei in den Jahrhunderten unterschiedlichen Einflüssen unterworfen, zunächst hatten nur die Mönche das Sagen, später wurden königliche Günstlinge mit der Leitung beauftragt. Nach der französischen Revolution wurde die Abtei aufgelöst, verkauft und eine Papierfabrik eingerichtet. Erst im 20. Jahrhundert wurde durch den Eigentümer die Fabrik entfernt und der heutige, ausgesprochen attraktive Zustand der Anlage herbeigeführt. Es war uns allen ein Vergnügen durch die verschiedenen Gebäude, die Gärten und Außenanlagen zu streifen. Die Erläuterungen unseres Reiseleiters vertieften den positiven Eindruck dieser bemerkenswerten Anlage. Danach ging es zurück nach Beaune zu dem abschließenden Abendessen. Dieser Tag war ein runder Abschluss unseres Aufenthaltes in Burgund. Ein ganz herzliches Dankeschön unserem Reiseführer vor Ort Dr. Jörn Garleff! Die Rückfahrt verlief ausgesprochen glatt mit nur zwei Staus bei Köln (wo sonst?) und gegen 18.30 konnte sich die Gesellschaft wieder auflösen und nach Hause fahren. Text und Fotos: Alexander Malwitz