A Collector's Choice
Die Ausstellung vereint über 90 Gemälde, Grafiken, Zeichnungen und Skulpturen der Klassischen Moderne aus einer internationalen Privatsammlung, die in Münster und überhaupt in dieser Form erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert wird. Schwerpunkte der Ausstellung bilden Werke von Pablo Picasso – es ist schließlich das Jahr von Picassos 50. Todestag – Joan Miró, Oskar Schlemmer und Ernst Ludwig Kirchner.
Picassos stilistische Wandelbarkeit von der Jahrhundertwende bis zum Zweiten Weltkrieg wird durch zahlreiche Exponate des Picasso Museums erfahrbar. Besonders interessant ist obendrein die Ausstellung ganz privater Fotos des Fotografen David Douglas Duncan, einem der ganz wenigen Fotografen, die dicht an Picasso heran durften. Was für ein Glücksfall für das Museum, im Besitz dieser Bilder zu sein. Der Kontakt kam über private Briefe und Bemühungen der Museumsleitung zu Stande.
Die Picasso-Schau beginnt mit seinen frühen Zeichnungen, die seine wunderbare Wandlungsfähigkeit schon in der Jugend beweisen. Bemerkenswert sind auch die zahlreichen Gebrauchsgegenstände aus Ton, mit denen er sich nach dem Umzug nach Südfrankreich erstmalig befasste und durch die er sich zum wahren Massenproduzenten von lukrativen Kunstwerken entwickelte.
Doch die Ausstellung „A Collector’s Choice“ zeigt daneben intensiv das künstlerische Schaffen des bedeutenden, mit dem Bauhaus assoziierten deutschen Malers, Bildhauers und Choreografen Oskar Schlemmer und seines Brücke-Kollegen Ernst Ludwig Kirchner sowie einige Werke von Miró, Archipenko und leider nur einem Werk von Feininger!
Die den CC Mitgliedern schon so vertrauten, sachverständigen Betreuer Inge Milkowski und Dr. Alfred Pohlmann haben es wieder einmal geschafft, neben den Fakten vor Allem mit humorvollen oder auch bedrückenden Erzählungen und Geschichten aus dem Umfeld der Künstler und ihrem Leben in der jeweiligen Zeit zu beeindrucken. Nicht das Kunstwerk allein prägt dauerhaft das Wissen und Andenken an die Künstler, sondern auch das Umfeld, die Geschichten aus der Schaffens- und Lebenszeit und die menschlichen Schicksale sowie Zusammenhänge. Auch die Eigensichten der Persönlichkeiten, die bestimmt nicht gerade einfach, oft sogar sehr exaltiert waren, kommt nicht zu kurz.
So waren die Informationen zum historischen Umfeld des Bauhauses in den 1920 iger Jahren und seiner Gründungszeit besonders in Bezug auf Oskar Schlemmer wirklich interessant. Leider sind so viele Werke von den Nazis vernichtet Im weiteren Ausstellungsverlauf bilden die Exponate Ernst Ludwig Kirchners, dem Mitbegründer der Künstler- gemeinschaft „Brücke“, einen zusätzlichen Schwerpunkt der Sammlung. Neben Joan Mirós surrealen Bildkompositionen, zählen die expressionistischen Gemälde, Skulpturen und Grafiken von Lyonel Feininger, Alexander Archipenko und Alexej Jawlensky zu den Highlights der Ausstellung.
Die Schau und die wie immer exzellenten Führungen für die CC Mitglieder ermöglichen einen faszinierenden Einblick in eine Privatsammlung, die durch ihre konzentrierte Zusammenstellung von Meisterwerken der Klassischen Moderne besticht. Und dass das Kunstmuseum Picasso aus eigener Sammlung wunderbares zu bieten hat, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr.
MATTHIAS PAPE