Besuch des Friedenssaals
Pax optima rerum
Diese Inschrift im Friedenssaal des Rathauses ist von hochaktueller Bedeutung, wie uns die täglichen Nachrichten aus der Ukraine brutal deutlich machen. Die Symbolkraft des Westfälischen Friedens zeigt sich auch daran, dass einen Monat nach unserem Besuch im Friedenssaal die Außenminister und Außenministerinnen der G7-Staaten am 3. und 4. November im Friedenssaal und im Rathaus des Westfälischen Friedens tagen. Der Friedenssaal beeindruckt durch seine detailreiche Vertäfelung, deren Entwurf dem münsterschen Maler Hermann tom Ring zugeschrieben wird. An der Westwand schließt sich an die Eingangstür eine Sitzbank an, deren rückwärtige Vertäfelung die Figuren Jesus Christus, seine zwölf Apostel und des Paulus, des Namenspatrons des Doms zu Münster, zeigen. In der östlichen Fensterwand zeigen die vier in den Raum zeigenden Flächen der Pfeiler die vier Evangelisten. Die nördlichste Fensternische zeigt Moses als Gesetzgeber. Die übrigen sieben Seiten der Fensternischen beschreiben die sieben freien Künste, die an einer Universität gelehrt wurden. Fast das gesamte Interieur des Friedenssaales wurde 1942 in das lippische Schloss Wöbbel ausgelagert und konnte so im Original gerettet werden. Der prunkvolle Kamin war nicht entfernt worden und wurde durch die Bombentreffer am 28. Oktober 1944 zerstört. Der Kamin wurde durch den des Krameramtshauses ersetzt. Bürgermeisterin Angela Stähler empfindet es als schöne Symbolik, dass nun der Kamin aus dem Krameramtshaus, dem Haus der Niederlande, seinen Platz im Friedenssaal hat, weil die Niederlande durch den am 15. Mai 1648 im Friedenssaal beschworenen Frieden von Münster ihre Unabhängigkeit erlangt haben. Neben den historischen und kunsthistorischen Fakten ging es auch um Kuriositäten und Anekdoten. Der Oberbürgermeister bietet bei Empfängen im Friedenssaal besonderen Ehren- gästen der Stadt nach dem Eintrag in das Goldene Buch den Ehrentrunk aus dem Goldenen Hahn an. Der Goldene Hahn fasst ungefähr den Inhalt einer Flasche Wein (dieser Hinweis erlangt sogleich noch Bedeutung). Claus Dapper konnte die Anekdote ergänzen, dass ein ausländischer Ehrengast bei dem ihm angebotenen Ehrentrunk aus dem Goldenen Hahn der Meinung war, der Höflichkeit würde es entsprechen, den gesamten Inhalt auszutrinken. Das wirkte sich dann auf die Folgetermine aus.
Claus Dapper erzählt die Anekdote zum Goldenen Hahn. Der Überlieferung nach wurde der Goldene Hahn durch einen münsterschen Ratsherrn gestiftet, nachdem während der Belagerung durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen der letzte Hahn der Stadt kurz vor seiner Köpfung in seiner Not auf die Stadtmauer geflogen war. Darauf wurde die Belagerung abgebrochen, da den Belagerern eine weitere Belagerung nicht sinnvoll schien, denn die Bewohner könnten noch keine Hungersnot leiden, wenn ein Hahn auf die Stadtmauer fliegen würde. Die Frage an die Bürgermeisterin, wie der Schluck aus dem Goldenen Hahn angeboten werde, wenn mehrere besondere Gäste gleichzeitig im Friedenssaal empfangen werden, war pragmatisch zu beantworten. Aus hygienischen Gründen wird immer nur einem Ehrengast der Goldene Hahn gereicht, der dann sozusagen zugleich stellvertretend den Ehrenschluck nimmt. Auch die Redewendung „jemanden in die Schranken weisen“ konnten wir im Friedenssaal, der ehemals neben der Funktion als Sitzungssaal für die Ratsherren auch als Gerichtsstätte diente, anschaulich nachvollziehen. Bürgermeisterin Angela Stähler gilt unser Dank für die eindrucksvolle „Museumsführung“ im Friedenssaal und den anschließenden Umtrunk in der Rüstkammer. Es war in jeder Hinsicht eine schöne Veranstaltung. Michaela Heuer