Coppenrath Verlag
Es war ein fulminanter Clubabend mit Dr. Lambert Scheer. Der Geschäftsführende Gesellschafter des Coppenrath Verlages hat uns in faszinierender Weise mitge- nommen in die kreative Welt des Verlages.
Der Coppenrath Verlag, 1768 gegründet und bis zur Übernahme durch Wolfgang Hölker im Jahr 1977 im Besitz der Familie Coppenrath, ist ein Familienunternehmen. Das beste Beispiel dafür ist der Referent selbst. Lambert Scheer ist mit der Nichte von Wolfgang Hölker verheiratet und leitet gemeinsam mit Wolfgang Hölker und dessen Tochter den Verlag.
Aber nicht nur auf der Leitungsebene ist der Coppenrath Verlag mit seinen rund 200 Mitarbeitenden familiär gehalten. Alle denken über Generationen und gehen auch mal Dinge in ferner Zukunft an. Der Verlag kann dies tun, weil er nicht den Druck wie Konzerne hat, keine Quartalsberichte abgeben muss. Die Philosophie des Miteinanders bringt auch das Motto „Freunde halten zusammen“ zum Ausdruck. Dieser Leit- spruch des Coppenrath-Verlages wurde in Corona-Zeiten wieder in den Blick gerückt, nachdem sich eine Mitarbeiterin daran erinnert hatte, dass auf Messen früher kleine Aufkleber mit diesem Motto auslagen.
Die Botschaft, nur gemeinsam durch die Corona-Zeit zu kom-men, war anfangs nur für die interne Kommunikation gedacht, dann aber schnell erweitert auf Kunden, Lieferanten, Händler, Urheber. Der Coppenrath Verlag war zunächst in der Martinistraße beheimatet und ist vor 25 Jahren an den Kreativkai im Münsteraner Hafen gezogen. Dort ist der Verlag nun in einem Ensemble aus drei Speichergebäuden untergebracht, zwischenzeitlich war die Alte Feuerwache an der Bernhard-Ernst-Straße ein weiterer Standort. Die Unternehmensgruppe Coppenrath Verlag gliedert sich in vier Bereiche: den Coppenrath Verlag selbst, der durch seine Kinder- und Erwachsenenbücher bekannt ist, „Die Spiegelburg“, die vor allem Kinderspiele und sonstige Non-Books vertreibt (benannt nach Siggi Spiegelburg, der Ehefrau von Wolfgang Hölker) den Hölker Verlag, über den regionale Kochbücher sowie kulinarische Bücher aller Art vertrieben werden (Wolfgang Hölker hatte ihn 1972 gegründet, nachdem er keinen Verleger für sein „Kochbuch aus dem Münsterland“ fand) sowie Bohem Press, einen schweizerischen Verlag für besondere Bilderbücher.
Der Coppenrath Verlag ist einer der größten Kinder- und Jugendbuchverlage Deutschlands. Wer kennt sie nicht, die Superstars der Kinderzimmer: Hase Felix (seit 1994), Prinzessin Lillifee (seit 2004) und Käpt’n Sharky (seit 2006). Auch hier denkt der Verlag in die Zukunft und etabliert behutsam im Dialog mit den Kindern eine neue Generation von Protagonisten wie z.B. „Der Grolltroll“ (seit 2018), „Furzipups“ (seit 2019) und „Nella Nixe“ (seit 2021). Der Coppenrath Verlag erfreut auch mit dem Vertrieb von Non-Book-Vermarktungsartikeln („Alles, was kein Buch ist, heißt bei uns Non-Book.“) und Produktwelten um seine Protagonisten. Die Non-Book-Angebote haben sich entwickelt aus den Büchern mit „Extra-Beigabe“ wie z.B. der kleinen Schüppe auf dem Buch „Das große Buch für kleine Gärtner“. Diese Bücher stießen zunächst auf große Skepsis im Buchhandel, da sie u.a. nicht „stapelbar“ waren.
Der Coppenrath Verlag hat aber auch ein vielseitiges Angebot für Erwachsene. Das sind neben den Koch- und Backbüchern vor allem die Coppenrath-Schmuckausgaben – Klassiker im neuen Gewand – und die Themenwelten wie z.B. „All about Green“ und „All about music“. Was als Produkt so leicht und sympathisch ankommt, das setzt hinter den Kulissen ständige Kreativität, Risikobereitschaft und „das Ohr am Markt“ voraus. Interessant war die Aussage, dass der Coppenrath Verlag zwar auch E-Books verkauft, aber weniger als 5 Prozent des Gesamtumsatzes mit digitalen Produkten macht, der Verlag aber für seine haptisch ansprechenden Bücher bekannt ist, sodass die analoge Buchwelt der Schwerpunkt des Verlages bleibt. Man dürfe analog und digital nicht gegeneinander ausspielen, sondern müsse in beiden Welten zuhause sein. Die Chancen der Digitalisierung gelte es zu nutzen, wie es der Verlag zum Beispiel bei Prozessen und beim Vertrieb mache.
Der Coppenrath Verlag ist in über 30 Ländern vertreten, nicht nur in Europa. Wichtig sind dem Verlag die Kooperationen. So ist die Entstehungsgeschichte von Rulantica, ein eigener Erleb- nispark neben dem Europapark Rust, in Kooperation mit dem Coppenrath Verlag entstanden. Das Fantasy-Abenteuer aus dem Verlag erzählt die Geschichte, die als neues Wasser-Erlebnis-Ressort umgesetzt wurde. Mit Sony gibt es eine Kooperation zum Audio-Bereich (Hörbücher und -spiele), mit tonies sorgt die Koopertion dafür, dass es die bekanntesten Charaktere vom Ha- sen Felix bis zu Furzipups (seit einigen Wochen) auch als Figuren für die Tonie-Box gibt. Ein besonderes Anliegen sind dem Coppenrath Verlag die lokalen Kooperationen. So mit Skate-Aid, um Artikel für den Schulstart zu entwickeln, und im Bereich des Sports mit den WWU Baskets (auch bei den Spielen in der Halle Berg Fidel herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre) und dem SC Preußen Münster. Die Leidenschaft, mit der der Coppenrath Verlag seine Produkte konzipiert und vertreibt, die war auch unserem Gast anzumerken bei seinem Einblick in die kreative, sympathisch-verrückte (das darf man so sagen, wenn der Gast selbst sagt „Verrückt zu sein ist das größte Kompliment.“) Welt des Coppenrath Verlages.
Allen Interessierten sei gesagt, dass die Einladung zum Besuch des Speichers 3 schon dankend angenommen ist und – so ist der Plan – in den nächsten 12 Monaten auch konkret realisiert wird. Die Frage „Was wollen wir erreichen?“ beantwortet das Leitbild des Coppenrath Verlages: „Wir zaubern ein Lächeln in die Gesichter von Kindern und Erwachsenen und hinterlassen Spuren in ihren Herzen.“ Auch Dr. Lambert Scheer ist es gelungen, uns ein Lächeln in die Gesichter zu zaubern und positiv gestimmt in den Abend zu entlassen und – so war zu hören – einigen Gästen auch mit der Erinnerung an den Abend den Start in den nächsten Tag zu verschönern.
Die zahlreichen interessierten Nachfragen und der lang anhaltende Beifall haben darüber hinaus gezeigt, welche Resonanz dieser Clubabend gefunden hat. Lambert Scheer hat uns nicht nur mit dem Heft „Schmeckt echt jovel“ beschenkt, sondern auch mit einem sehr informativen, unterhaltsamen, spannenden Abend. MICHAELA HEUER