Gendersprache

Gendern oder nicht – und wenn ja warum, das war hier die Frage! CC Mitglied Manfred Lauffs brachte Licht in die kontroverse Diskussion um die Gendersprache Kaum ein sprachliches Thema im Deutschsprachigen Raum ist in den letzten Jahren mit solcher Energie und Verve diskutiert worden wie das Gendern in seinen unterschiedlichen Ausprägungen.

Während es die einen für eine Verhunzung der „ach so schönen deutschen Sprache“ und den Untergang der klassischen Sprachkultur halten, sind andere der Meinung, dass das Gendern wichtig sei, um die Benachteiligung der Frauen in der maskulin dominierten Sprache zu beenden. Oberstudiendirektor a.D. und CC Mitglied Manfred Lauffs gebührt großer Dank, dass er mit viel Arbeit, großer Sachkenntnis und noch mehr Humor und vielen Beispielen den aktuellen Stand der „Genderitis“ aufgezeigt hat.

Es gelang Lauffs bestechend, die Fakten zu sortieren und aufzuzeigen sowie an Hand von Bonmots und Beispielen zu definieren, worum es im Kern geht. Es gelang ihm meisterhaft, an Hand von zahlreichen (Sprach-) Beispielen die Befürworter und Gegner des Genderns und ihre Argumente zu beschreiben, ja zu karikieren. Auch erläuterte er genau die unterschiedlichen und klar definierten Ausprägungen des Genderns, das überwiegend in universitärem Umfeld, in den Verlagen und diversen Medien, besonders aber beim Öffentlich-Rechtlichen TV und Rundfunk Verbreitung gefunden hat. Autoren, Zeitungen und Magazine, weite Teile der Wirtschaft und die ältere Hälfte der Bevölkerung lehnen das Gendern, so zeigte er auf, weitgehend ab. Jüngere Menschen und die Mehrzahl der jüngeren Frauen allerdings hätten beim Vortrag von Manfred Lauffs nicht applaudiert. Sie haben sich an das Gendern gewöhnt und es akzeptiert, ja befürworten es, wenn sie es auch überwiegend nicht aktiv einsetzen.

Zahlen, die er präsentierte, zeigten auf, dass die Nutzung des Genderns kaum in die Alltagssprache Eingang gefunden hat und von der überwiegenden Mehrzahl der Bevölkerung abgelehnt wird. Ausnahme sind die Öffentliche Verwaltung – die gelegentlich krampfhaft gendert - und weite Teile des Wissenschaftsbetriebes sowie z. B in den Nachrichten des ÖRR. Gerade an den Unis kommt es manchmal zu geradezu abstrusen Entscheidungen wie einem Punktabzug von bis zu 5 Punkten in Examensarbeiten ohne Gendern, aber bei krassen Formfehlern nur ein Punkt abgezogen wird. Mit zahlreichen Beispielen aus Literatur und Sprachpraxis wurden die Ansichten der Kontrahenten wie Befürworter erläutert.

Leider spielte die Technik bei einem Film, der weitere illustre Beispiele aufzeigen sollte, nicht mit. Fakt und das ist nicht umstritten: Sprache ist Macht und das schon seit Jahrhunderten. Als Beispiel seien hier der intensive und lange Gebrauch der lateinischen Sprache in der katholischen Kirche zur Abhebung des Klerus vom einfachen Volk genannt und das lateinische Fachchinesisch, mit dem sich Mediziner die Nachfragen der Patienten vom Leib zu halten versuchen. Auch die moderne IT-Sprache ist nicht mehr allgemeinverständlich und trifft oft auf Ablehnung – ebenso ist die Jugendsprache mit ihren zahlreichen Anglizismen und verbalen Entgleisungen, die nur von speziellen Insidergruppen nachzuvollziehen sind. Aber solche Abweichungen vom „allgemeinen Sprachgebrauch“ hat es immer gegeben und wird es weiter geben, denn Sprache lebt und ändert sich fortwährend. Allerdings hat es im Laufe der Sprachentwicklung – auch der deutschen Sprache – immer wieder Sprachströmungen gegeben, die durchweg nicht von langer Dauer waren. Sprache ist nicht nur Macht, sondern ein sich permanent veränderndes Konstrukt der (im besten Fall) menschlichen Verständigung.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das aktuell modernistische Gendern im dauerhaft allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen oder halten wird, bezweifelte nicht nur Manfred Lauffs, sondern die große Mehrheit der Anwesenden Im (altersmäßig) relativ homogenen Auditorium bei Manfred Lauffs beeindruckendem und mit Humoresken gespickten Vortrag trafen stark unterschiedliche Meinungen – strikte Gegner und Gegnerinnen sowie Befürwortende – aufeinander, was aber ganz im Sinne der Grundsätze des Civilclubs sein dürfte. TEXT: MATTHIAS PAPE