Himmelsleiter
Kunstwerk mit starker Symbolik
Schon auf dem Weg zur Lambertikirche fasziniert die leuchtende goldgelbe Himmelsleiter nicht nur die Civilistinnen und Civilisten, sondern alle, die bei spätsommerlichen Temperaturen im Spätherbst die Atmosphäre des Prinzipalmarktes erleben. Seit dem 3. September erstrahlt die 48 m hohe Installation „Himmelsleiter“ der Wiener Künstlerin Billi Thanner am und im Kirchturm der Lambertikirche. Das Kunstwerk, das bis vor kurzem am Wiener Stephansdom zu sehen war, wird bis März 2023 in Münster bleiben. Die goldgelbe Leiter besteht aus zwei Teilen: einem 12 m hohen Teil mit 14 Sprossen im Innenraum der Kirche und einem 36 m hohen Teil mit 33 Sprossen außen am Kirchturm. Zahlreiche Civilistinnen und Civilisten lauschen gebannt den Ausführungen von Pfarrer Köppen. Pfarrer Hans-Bernd Köppen, seit 2017 Pfarrer an St. Lamberti, berichtete, wie die Leiter ihren Weg nach Münster gefunden habe. Die Künstlerin Billi Thanner sei sofort aufgeschlossen gewesen, dass ihr Kunstwerk an und in St. Lamberti installiert werde.
Die Leiter im Kirchenraum wurde für St. Lamberti angefertigt, da ein Teil der Leiter in Wien schon einen Käufer gefunden hatte. Die Himmelsleiter ist ein Bild aus dem Buch Genesis. Jakobs Kopf lag hart gebettet auf einem Stein - auch ein Symbol dafür, wie es Jakob an diesem Abend ging. Im Traum erschien Jakob die Himmelsleiter, auf der Engel auf- und absteigen. Das Motiv der Himmelsleiter ist ein Symbol der Verbindung zwischen Gott und den Menschen, ein Zeichen der Hoffnung: Gott steigt herab und kommt zu uns Menschen, Gott wendet sich uns zu. Pfarrer Köppen sprach die besondere Symbolik an, dass die Himmelsleiter im Innenraum von St. Lamberti unmittelbar über dem Taufbecken hängt. Gott steigt herab und wendet sich dem Täufling zu. Die Künstlerin Billi Thanner beschreibt den Weg aus der Perspektive der Menschen in die umgekehrte Richtung. Sie soll den persönlichen Weg des Menschen zu Gott darstellen. Dieser Weg in den Himmel führt über die Stufen der Tugenden, vor allen die drei göttlichen Tugenden Hoffnung, Glaube, Liebe. In jedem Fall gebe die Himmelsleiter in dunklen Zeiten wie diesen ein leuchtendes Zeichen: Gott leuchtet auch für Dich in dieser Zeit! Er steigt für Dich die Leiter hinab.
Auch hat uns Pfarrer Köppen das Türen-Glaskunstwerk „L’Or“ des Künstlers René Blättermann im neu geschaffenen barrierefreien Eingang zur Lambertikirche vorgestellt. Es entfaltet seine stärkste Wirkung von innen, wenn die Sonne dagegen scheint. Um das strahlende Licht der Türmitte herum sind zwölf Bildzeichen mit Bezügen zum Judentum und Christentum zu sehen, zum Beispiel Vogel, Hirsch, Hirtenstab (verweist auf Hl. Lambertus von Lüttich), die Pfarrer Köppen uns im Einzelnen erläuterte. Diese Tür sei ein bewusstes Zeichen für das christlich-jüdische Miteinander, wie Pfarrer Köppen mit historischen Bezügen verdeutlichte. Diese zwölf Bildzeichen finden sich auch über der Tür, sodass man sie ungestört vom Auf- und Zugehen der Tür, die lautlos in der Wand verschwindet (eine Technik, die vom Trierer Dom übernommen wurde), betrachten kann. Bei der Farbgebung der Tür musste die Gemeinde übrigens auf die Vorgaben der städtischen Altstadtsatzung Rücksicht nehmen (Gold statt Gelb). Der Civilclub dankt Herrn Pfarrer Köppen für seinen eindrucksvollen, bildreichen Vortrag und einen beeindruckenden, anregenden Abend! Die Himmelsleiter an der LambertikircheText und Fotos: Michaela Heuer