Kunstmuseum Ahlen
Mitglieder des Civilclubs machten sich am 25. April bei typischem April-Wetter auf den Weg nach Ahlen, um auf Initiative unseres Clubfreundes Matthias Pape im dortigen Kunstmuseum die aktuelle Ausstellung „Avantgarde in den Niederlanden – Die expressionistische Künstlergruppe De Ploeg“ zu besuchen. Zur Einführung stellte Matthias Pape den Mitgliedern des Civilclubs das Kunstmuseum Ahlen vor.
Das Kunstmuseum besteht seit 1993 in privater Trägerschaft der Theodor F. Leifeld-Stiftung. Theodor F. Leifeld war ein Ahlener Unternehmer, der aus einer Schlosserei „Leico“ zu einer weltweit tätigen Hochtechnologie-Firma machte. Das Kunstmuseum, das sich seit 1993 in einer Villa aus der Gründerzeit befindet, wurde 1996 erweitert durch eine Stahl-Glas-Verbund-Konstruktion mit ca. 1.000 m2 Ausstellungsfläche und modernster Museumstechnik. Das Kunstmuseum präsentiert sich heute als Ensemble aus drei Epochen der Architekturgeschichte und spiegelt in dieser Verbindung von Alt und Neu die Programmatik des Hauses wider. An das Museum grenzt sein Skulpturenpark, u.a. mit Werken von Heinz Mack, an. In bis zu vier Wechselausstellungen pro Jahr zeigt das Museum kunst- und kulturgeschichtliche Themenausstellungen. Das Kunstmuseum zeigt seine Sammlung, die zurzeit aus rund 1.500 Exponaten besteht, nicht als Dauerausstellung, sondern nur zu besonderen Anlässen.
Christina Faust führte unsere Gruppe dann durch die Ausstellung mit rund 100 Werken von 15 Künstlern. Sie hat uns sehr gut die Werke und Einblicke in das Leben der Künstler vermittelt. Im ersten Raum machten wir Bekanntschaft mit den wichtigsten Mitgliedern von De Ploeg, die sich gegenseitig und jeweils im Stil des Porträtierten gemalt hatten. Die Künstlervereinigung De Ploeg (Der Pflug) wurde 1918 in Groningen von Studenten der Kunstakademie Minerva gegründet, u.a. von Jan Wiegers, George Martens, Jan Altink, Johan Dijkstra und Alida Pott, der späteren Ehefrau von George Martens. Der Name De Ploeg ist Programm. Die Künstler waren der Meinung, dass der Boden der Stadt Groningen für die moderne Kunst vorbereitet, also beackert und umgepflügt und so urbar gemacht werden muss. Für dies aufwühlende Arbeit haben sie sich im Verein zusammengeschlossen.
Die Mitglieder von De Ploeg kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Es waren Musiker, Dichter, Ingenieure dabei. So war Hendrik Werkman Drucker, was sich auch auf sein künstlerisches Schaffen auswirkte. Alida Pott war es, die den Wettbewerb um das Logo des Künstlervereins gewann: ein großes P innerhalb eines Kreises, das dynamisch die Spuren eines Pfluges nachzeichnet. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll die Stilvielfalt und das wirkungsvolle Einsetzen von Farben, insbesondere Komplementärfarben. Die Künstler sind experimentierfreudig mit Farbe und kontrastreichen Darstellungen umgegangen. Das war im Kontext der damals stark konservativen Gesellschaft revolutionär. Häufig sehen wir orange in den Gemälden der De Ploeg-Künstler, was uns Christina Faust damit erklärte, dass sich auf diese Weise die Kleiböden der Groninger Region in den Bildern wiederfinden würden.
Charakteristisch für De Ploeg ist auch, dass die Mitglieder immer gemeinsam unterwegs waren. In der Ausstellung sind Fotos zu sehen, die Mitglieder von De Ploeg als Gruppe in der Natur zeigen, wie sie direkt auf die Leinwand malen und nicht erst Skizzen in der Natur fertigen. Auch hat sich die Gruppe regel- mäßig zum Zeichnen auf einem Hof getroffen, den sie schon während ihrer Ausbildung kennengelernt hatten. Jan Wiegers, dem seine Kunstfreunde 1920/1921 einen Kuraufenthalt in der Schweiz ermöglichten – auch dies ist typisch für das Gemeinsame von De Ploeg –, lernte dort Ernst Ludwig Kirchner kennen, einen der führenden deutschen Expressionisten. Zwischen den beiden entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft.
Die expressionistischen Werke von Kirchner inspirierten Jan Wiegers und nach seiner Rückkehr nach Groningen mittelbar auch seine De Ploeg-Freunde, wie die in der Ausstellung zu sehenden farbenfrohen Werke zeigen. Das Gemälde „Stadtansicht mit Mondlicht“ von George Martens ist nicht nur wegen seiner Farben besonders heiter, der Künstler hat dem Mond auch ein lächelndes Gesicht gegeben. Martens galt wegen seiner humoristischen Ader als „kleiner Lausbub“ bei De Ploeg.
Die Groninger Ausprägung des Expressionismus war bei De Ploeg aber nur von begrenzter Dauer. Wiegers und Altink mäßigten ihre Farbpalette um 1926. Johan Dijkstra kehrte einige Jahre später zu einer impressionistischen Malweise zurück. George Martens wechselte nach dem Tod seiner Ehefrau Alida Pott im Dezember 1931 vom farbenfrohen Expressionismus zum Impressionismus.
Ein gemeinsames Kaffeetrinken im Café Chagall mit munteren Gesprächen rundete den Ausstellungsbesuch in Ahlen ab. Matthias Pape gebührt Dank für seine Initiative für diesen Museumsbesuch. Bei Busfahrer Udo Weimert bedanken wir uns für die sichere, ruhige Fahrt (auf dem Rückweg bei strahlendem Sonnenschein, der die blühenden Rapsfelder und das Frühlingsgrün so herrlich wirken ließ). MICHAELA HEUER