Schlössertour

Alles kann man planen, nur das Wetter nicht. Diese banale Erkenntnis hatte uns am Tag unserer Radtour nicht nur kalt, sondern auch feucht erwischt. Als es am Vormittag der Radtour heftig regnete, stiegen wir kurz entschlossen von zwei Rädern auf vier Räder um.

Unser eigentliches Programm, die Besichtigung zweier Schlösser konnte das Wetter glücklicherweise nicht beeinflussen. Daher starteten wir am Freitag, dem 3. Mai, unsere Besichtigung mit einem Wasserschloss, das bescheiden „Haus Havixbeck“ genannt wird. Die Eigentümer, die Familie von Twickel, dulden auf ihrem Grundstück normalerweise keine fremden Besucher. Durch Vermittlung des Stadtmarketings Havixbeck unter Einbeziehung eines Mitarbeiters, Herrn Brockhausen, hatten wir das Privileg, die Außenanlage des Schlosses und den Innenhof besichtigen zu können.

Haus Havixbeck hat eine lebhafte Geschichte über die uns unser Begleiter ca. eine Stunde lang eloquent berichtete. Es ging aus dem Brüningshof hervor, einem mittelalterlichen Schulzengut des Stiftes St. Mauritz. Im Jahr 1562 begann Johann von Bevern mit dem Bau des heutigen Herrenhauses. Das Haus blieb bis 1601 im Besitz der von Bevern. In jenem Jahr heiratete die Erbtochter Ermgard Rudolph von Twickel und brachte Haus Havixbeck als noble Mitgift in die Ehe. Die Familie von Twickel ist bis heute Besitzerin der Schlossanlage.

Den Rundgang durch den Park und den Innenhof des Schlosses hatten wir glücklicherweise ohne Regen überstanden und uns danach eine Stärkung verdient. Hierzu fuhren wir in das nicht weit entfernte historische Brauhaus Klute, wo uns eine warme und behagliche Gastlichkeit empfing. Bei deftigem Essen und munteren Gesprächen entstand eine ausgesprochen vergnügte Stimmung.

Haus Stapel, das am Nachmittag auf unserem Programm stand, ist eine Wasserburg. Sie ist umgeben von einer wehrhaften Mauer nebst Gräfte und einem Torhaus, das früher mit einer Zugbrücke versehen war. Ihre Wehrfähigkeit hatte die Burg im 30-jährigen Krieg unter Beweis gestellt. Die Gesamtanlage war so befestigt, dass 1636 der damalige Eigentümer, Matthias von Kerckerinck zu Stapel, mit seinen 30 Mann, einen Angriff der hessischen Truppen von sechzig Reitern und fünfhundert Fußsoldaten zurückschlagen konnte.

Am Torhaus empfing uns die heutige Eigentümerin, Frau Dr. Freifrau Raitz von Frenz und erzählte uns viel Wissenswertes über die Geschichte der Burg und über die Mühen ihrer Unterhaltung. Leider konnten wir die Innenräume der Burg nicht besichtigen. Dort gibt es einen Konzertsaal mit einer Rarität, gut erhaltene Bildtapeten der Pariser Manufaktur Dufour aus dem Beginn des 19. Jh. Weitere Exemplare der Tapetenmanufaktur gibt es im ehemaligen Haus des Preußischen Hofrats Dr. med. Katzenberger in Warendorf zu sehen. Frau von Frenz wies uns darauf hin, dass im Schloss immer wieder schöne Konzerte stattfinden und man bei dieser Gelegenheit die Tapeten im Konzertsaal besichtigen kann.

Inzwischen war die Temperatur noch weiter gefallen und es wurde draußen richtig ungemütlich. Daher waren wir sichtlich froh, zum Abschluss unserer Schlössertour im gemütlichen Kaffee der Landfrauen in Hohenholte den Nachmittag bei selbst gebackenem Kuchen ausklingen zu lassen. Wir waren uns alle einig, dass wir an diesem Tag die Fahrräder nicht vermisst hatten, aber bei freundlichem Wetter die Radtour nachholen wollen. DIETER VON SCHWERTFÜHRER