Jubiläum 2025

250 Jahre Civilclub

Ein Vierteljahrtausend – eine beeindruckende Zeitspanne, die nur wenige Vereine überdauern. Mit Stolz und Freude blicken wir auf die 250-jährige Geschichte des Civilclubs. Seit seiner Gründung hat sich der Civilclub nicht nur als Ort der Begegnung, der Freundschaft und des Austauschs etabliert, sondern auch als lebendiger Zeuge gesellschaftlicher und kultureller Entwicklung.

Wir möchten mit verschiedenen Aktivitäten unser besonderes Jubiläum angemessen würdigen und zugleich den Civilclub in der Öffentlichkeit bekannt machen und Interesse wecken. Die Termine aus Anlass des Jubiläums verteilen sich bewusst über das Jahr 2025.

Veranstaltungen

  • Höhepunkt des Jubiläumsjahres: Die Jubiläumsfeier „250 Jahre Civilclub“ findet am 11. April 2025 ab 17.00 Uhr  statt.
    • Als Festredner erwarten wir Ministerpräsident Hendrik Wüst. Es ist eine große Ehre und Freude für uns, dass der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen seine Teilnahme zugesagt hat.
    • Oberbürgermeister Markus Lewe wird ein Grußwort sprechen.
    • Im Rahmen der Jubiläumsfeier werden die ersten Exemplare der Jubiläumsschrift dem Ministerpräsidenten, dem Oberbürgermeister und der Festgemeinschaft übergeben.
  • Ausstellung in der Stadtbücherei Münster: Vom 7. bis 28. Mai 2025 informieren wir in der Stadtbücherei über die Geschichte und Aktivitäten des Civilclubs. Bürgermeisterin Angela Stähler wird die Ausstellung am 6. Mai 2025 um 17.00 Uhr eröffnen.
  • Kunstreise nach Berlin: Im Jubiläumsjahr führt uns unsere Kunstreise vom 15. bis 19. Juni 2025 nach Berlin. Das entspannte Programm beinhaltet u. a. den Besuch anderer Jubilare: Die Museumsinsel feiert ihr 200-jähriges Bestehen, und „Die Brücke“ begeht ihr 120-jähriges Jubiläum mit einer Sonderausstellung. Aus Anlass unseres Jubiläums erwartet uns eine besondere Überraschung im Programm.
  • Sommerfest: Das Sommerfest findet am 12. Juli 2025 ab 17.00 Uhr im Parkhotel Schloss Hohenfeld statt.
  • Jubiläumskonzert: Ein Jubiläumskonzert in der Rüstkammer des Rathauses mit John Henrik Mackenroth (Violoncello) und weiteren Künstlern ist für den 23. September 2025 um 19.00 Uhr geplant.
  • Ausstellung im Stadtmuseum Münster: Auch das Stadtmuseum Münster würdigt unser Jubiläum. Es präsentiert aus Anlass unseres Clubjubiläums die Münster-Collage von Helmut Gockel, die wir 2023 dem Museum geschenkt haben, neben anderen Werken im Rahmen der Ausstellung „Neuerwerbungen im Stadtmuseum“. Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé wird uns am 23. Januar 2025 um 17.00 Uhr im Stadtmuseum begrüßen und durch die Ausstellung führen.
  • Auch das Sinfonieorchester Münster würdigt unser Jubiläum. Das 4. Sinfoniekonzert am 14.01.2025, 19.30 Uhr, 15.01.2025, 19.30 Uhr und am 19.01.2025, 18.00 Uhr nimmt Bezug auf unser Jubiläum. Auf dem Programm steht aus Anlass des Jubiläums die Ouvertüre zur Oper „Die unverhoffte Begegnung“ von Joseph Haydn, die 1775 entstanden ist.
  • Jubiläumskonzert  "250 Jahre Civilclub - Ganz großes Kino" um 19.00 Uhr in der Rüstkammer des Rathauses.

 

Berichte

  • Ouvertüre zum Jubiläum

    Das war ein fulminanter Auftakt zum Jubiläumsjahr. Zu Ehren des Civilclubs stand aus Anlass seines 250-jährigen Jubiläums auf dem Programm des 4. Sinfoniekonzertes die Ouvertüre zur Oper L’incontro improvviso („Die unverhoffte Begegnung“) von Joseph Haydn, die aus dem Jahr 1775 stammt.

    An den Konzerten am 14., 15. und 19. Januar nahmen zahleiche Mitglieder des Civilclubs teil und erlebten ein insgesamt eindrucksvolles Sinfoniekonzert. Der zweite Teil wurde mit der Ouvertüre eröffnet, der die berühmte Sinfonie Nr. 104 D-Dur, die letzte der Londoner Sinfonien von Joseph Haydn, folgte. Passend zum Spielort der Oper, einem Serail im Osmanischen Reich, erklingen die typischen Instrumente der Janitscharen, der Eliteeinheit der osmanischen Armee, auch in der Ouvertüre: Trommeln, Becken und Triangel. Nicht nur bei der Einführung durch den Musikdramaturgen, sondern ausdrücklich auch im Programmheft zum 4. Sinfoniekonzert werden der Civilclub und sein Jubiläum explizit erwähnt. Wunderbar.

    Von Herzen Dank an Generalmusikdirektor Golo Berg, der uns dieses Geschenk zum Jubiläum gemacht hat!

  • Geschenk zum Jubiläumsjahr 

    Rund 40 Mitglieder des Civilclubs Münster wurden von Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé im Stadtmuseum Münster begrüßt und durch die Ausstellung „Neuerwerbungen“ geleitet. Im Zentrum der Führung stand die restaurierte Münster-Collage des münsterschen Künstlers Helmut Gockel (1925–2003). Helmut Gockel hat seine künstlerischen Fähigkeiten an der Kunstgewerbeschule Münster und der Kunstakademie Düsseldorf erworben und war seit 1952 Mitglied der freien Künstlergemeinschaft Schanze. Auf die Leinwand brachte der Künstler gerne verschiedene charakteristische Ansichten der Stadt wie beispielsweise das Rathaus oder den Send, die er frei kombinierte. Auch das großformatige Gemälde, das vor dem Umzug des Civilclubs in dessen Tagungsräumen am Alten Fischmarkt hing, zeigt diese Münster-Collage.

    Präsidentin Michaela Heuer bedankte sich für das Jubiläums-Geschenk, dass das Stadtmuseum dieses Werk des münsterschen Künstlers zum Auftakt des Jubiläumsjahres öffentlich präsentiert.

  • Große Feier zum großen Jubiläum

    Die gehissten Fahnen vor dem Mövenpick Hotel verkündeten das große Jubiläum, das im Europasaal mit einem großen Fest gefeiert wurde: 250 Jahre Civilclub!

    Hochrangige Ehrengäste machten die Feier zu einem glanzvollen Ereignis. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, hielt die viel beachtete Festansprache. Der Oberbürgermeister der Stadt Münster, Markus Lewe, überbrachte die Glückwünsche der Stadt Münster.

    150 Mitglieder und Gäste feierten im lichtdurchfluteten Europasaal des Mövenpick Hotels. Sie saßen an festlich eingedeckten, runden Tischen, mit Liebe zum Detail dekoriert. An jedem Platz lag ein jeweils unterschiedliches Kärtchen „GuterGeDANKE 250 Jahre Civilclub Münster“, die in dem Künstlerstudio ARTich von Claudia Borchert gestaltet wurden, und es gab eigens mit CC-Jubiläumslogo hergestellte Kekse.
    Die Gäste lauschten den gleichermaßen würdigenden und reflektierenden wie unterhaltsamen Reden, genossen das hervorragende Essen, den exzellenten Service des Mövenpick-Teams und wurden von der Pianistin Yumi Shimada mitgenommen auf eine musikalische Zeitreise, die mit einem Werk von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahr 1775 begann und mit Ed Sheeran im 21. Jahrhundert endete.  Zum Abschluss der Feier erhielten die Gäste die quasi druckfrischen Exemplare der Jubiläumsschrift. Das erste Exemplar bekam symbolisch Oberbürgermeister Markus Lewe.

    Wer Interesse an der Jubiläumsschrift hat, kann sie gern bestellen unter cc@civilclub-muenster.de

  • Berlin ist eine Reise wert

    Aus Anlass unseres Jubiläumsjahres haben wir uns in diesem Jahr ausnahmsweise eine fünftägige Kunstreise nach Berlin gegönnt. Da passten Anlass und Erlebnis. Wir haben ganz unterschiedliche Museen besucht, die uns auf vielfältige Weise verschiedene Epochen der deutschen Kultur und damit auch der Geschichte nahe- brachten. Wir waren sehr bewusst vor allem in den klei- nen, feinen Museen an der Peripherie. Und wir haben eine Fülle von Eindrücken, Erlebnissen, Informationen und bleibenden Erinnerungen mit nach Hause genommen. Ein Highlight gleich zum Auftakt war der Besuch im Kunsthaus Minsk in Potsdam, einem Museum für zeit- genössische Kunst mit dem Schwerpunkt der DDR-Kunst. Der Titel dieser Ausstellung knüpft an das 1976 in Leip- zig erschienene Buch „Ateliergespräche“ des Kunsthis- torikers Henry Schumann an und setzt auf den Dialog als Herangehensweise an die Kunst der DDR. Die Ausstellung öffnete uns den Blick für die Lebens- wirklichkeit in der DDR. Unser Führer interpretierte an- hand ausgewählter Bilder die versteckte Positionierung bzw. Kritik der Künstler an den Zuständen in der DDR. Das Gebäude wurde von 1977 bis 2000 als Nationali- tätenrestaurant der belarussischen Küche unter dem Namen Minsk betrieben (später Café Minsk). Das ging zurück auf eine Partnerschaft zwischen dem Bezirk Potsdam und dem sowjetischen Rajon Minsk, in deren Hauptstadt Minsk umgekehrt das Restaurant Potsdam eröffnet wurde. Der Kunstmäzen Hasso Plattner und seine Stiftung haben den Abriss des Gebäudes verhindert und es ab 2019 sanieren lassen. Im September 2022 wurde dann das Kunsthaus Minsk eröffnet. Unser Führer Dominik Sittig, ein Bildender Künstler aus Berlin, der schon häufig in Münster zu Vorträgen an der Kunstakademie war, führte uns höchst engagiert durch die aktuelle Ausstellung „IM DIALOG. Sammlung Hasso Plattner: Kunst aus der DDR.“ In der oberen Etage werden Kunstwerke gezeigt, über die keine Gespräche stattgefunden hatten. Sie machen die Restriktionen des autoritären Kunstsystems der DDR und die innovative Herangehensweise der Künstler die- ser Zeit deutlich.

    Die „Mail-Art-Bewegung“ diente als „Fenster zur Welt“. Ihre Protagonisten führten von Berlin aus Korrespondenzen über die Landesgrenze hinweg und sorgten so da-für, dass Kunstwerke aus der DDR über die Post ins Ausland kamen. So entstanden trotz der strengen Reisebeschränkungen Kontakte zu Künstler/-innen in West- und Osteuropa, Südamerika, den USA und Kanada, die schriftlichen Freundschaften blieben. Wir sind dankbar für diese Horizonterweiterung, aber auch erschüttert von den Lebensumständen in der DDR, die sich auftaten. Wie fühlt man sich, wenn man Jahre später erfährt, dass ein Freund aus vertrauter Runde ein IM war, als Stasi-Spitzel mit am Tisch saß? Das Bild „Dresdner Freunde“ von Ralf Kerbach (1983/84) zeigt solch eine Situation. Der Maler ist gemeinsam mit der Künstlerin Cornelia Schleime und dem Schriftsteller Sascha Anderson zu sehen. Sie bildeten zusammen einen wichtigen Teil der Dresdner Subkultur der späten 1970er und frühen 1980er Jahre. Zum Zeitpunkt der Ent- stehung des Bildes war Kerbach bereits nach West-Berlin ausgewandert, es ist also eine imaginäre Begegnung mit den in Dresden zurückgebliebenen Freunden. Erst Anfang der 1990er Jahre wurde Anderson enttarnt, der seit 1975 für die Stasi gearbeitet hatte.

    Und trotzdem hatten wir beim Betrachten des Bildes den Eindruck, dass der Maler den am Tisch sitzenden Sascha Anderson schon 1983/84 besonders betont hat. Künstlerische Intuition? Von Potsdam ging es über die berühmte Glienicker Brücke an den Wannsee: zur Liebermann-Villa, dem idyllisch am Wannsee gelegenen Sommerhaus von Max Liebermann oder seinem „Schloss am See“, wie er es stolz nannte. Auch hier begegneten wir deutscher Geschichte, denn die Machtübernahme der Nationalsozialisten bedeutete einen tiefen Einschnitt in das Leben der jüdischen Familie Liebermann. Im Jahr 1909 erwarb Max Liebermann sein Grundstück in der Villenkolonie Alsen am Wannsee. Mit viel Liebe zum Detail gestaltete er seinen Garten gemeinsam mit seinem Freund Alfred Lichtwark, dem damaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle. Zwischen 1910 und seinem Tod im Jahr 1935 verbrachten die Liebermanns ihre Sommermonate am Wannsee. In der Villa selbst sind nur wenige Werke von Liebermann zu sehen, da sie sich in den Museen der Welt befinden. So widmeten wir uns mit kenntnisreicher Führung vor allem der Gartenanlage und der Familiengeschichte. Zur Straße hin ließ Liebermann einen Nutzgarten anlegen. Der seeseitige Garten wurde mit einer prachtvol len Blumenterrasse ausgestattet. Max Liebermann legte Wert darauf, dass Jahr für Jahr die sommerliche Bepflanzung der Blumenterrasse mit leuchtend roten Geranien erfolgte (seine Familie soll seine Begeisterung nicht geteilt haben!). Auch heute leuchten die Geranien in der von Liebermann gewählten Farbe. Wir verließen das Kunsthaus Minsk sehr beeindruckt und nachdenklich und haben die Mittagspause an der Havel zu intensiven Nachbesprechungen genutzt. Da zu jedem Garten ein plätschernder Brunnen gehö-ren sollte, schenkte Max Liebermann seiner Frau Martha 1909 zu Weihnachten einen Otter-Brunnen des Berliner Tierbildhauers August Gaul, der seinen Platz nahe der Blumenterrasse gefunden hat. Für Max Liebermann war sein Garten ein Ort der Inspiration. Mehr als 200 Werke entstanden dort. Die Zeit der Familie Liebermann am Wannsee fand mit dem Tod von Max Liebermann im Februar 1935 ein Ende. Seine Frau kehrte nicht mehr in die Sommervilla zurück. Im Jahr 1940 musste Martha Liebermann auf Druck der Nazis die Villa zwangsweise verkaufen, das Geld erhielt sie nicht. Martha Liebermann blieb in Berlin und wurde Opfer der Repressalien der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung. Am 5. März 1943 suchte die Ge- stapo sie auf. Der Gestapo-Beamte gab ihr zwei Stunden Zeit. In dieser Zeit nahm Martha Liebermann eine Über- dosis des Schlafmittels Veronal, um ihrer Deportation zu entgehen. Sie starb fünf Tage später.

    Nur vierhundert Meter von der Liebermann-Villa entfernt ist das Haus der Wannseekonferenz. Die Wannseekonferenz war eine geheime Besprechung am 20. Januar 1942 in einer Villa am Großen Wannsee. Die Villa wurde 1914 vom Fabrikanten Ernst Marlier in bester Wannseelage erbaut. Sie geht wenige Jahre spä- ter in den Besitz des antirepublikanischen, rechtskonser- vativen Industriellen Friedrich Minoux über, der sie 1941 an eine SS-Stiftung verkauft, die das Gebäude als Gäste- haus nutzt. Ein Jahr später findet in der Villa die Wann- seekonferenz statt. Seit 1982 ist das Haus Gedenkstätte. Es mutet zynisch an, wenn man bei strahlendem Son- nenschein im Garten der idyllisch gelegenen Villa mit Blick auf den Wannsee steht, die Schauplatz dieser verbrecherischen Konferenz war. Fünfzehn Vertreter des nationalsozialistischen Regimes, der SS und des Sicherheitsdienstes haben sich unter Leitung von Reinhard Heydrich getroffen, um die schon begonnene Vernichtung der gesamten jüdischen Bevöl- kerung im Osten zu organisieren und die erforderliche Koordination sicherzustellen. Es ging nicht darum, den Holocaust zu beschließen, das war schon längst erfolgt. Die Konferenz dauerte nur 90 Minuten. Es ging so zügig, weil nur organisatorische Fragen zu klären waren, es gab nichts zu diskutieren. Außerdem hatte Adolf Eichmann mit seinen Listen alles akribisch vorbereitet. 90 Minuten, um eines der größten Verbrechen der Menschheit zu organisieren – die systematische Ermor- dung der europäischen Juden. Unsere Gruppe war län- ger im Gebäude. Am nächsten Tag ging es dann nach Dahlem, um zwei benachbarte Museen – ebenfalls mit Jubiläumsbezug – zu besuchen.

    Das Kunsthaus Dahlem wurde im Juni 2015 eröffnet. Wir hatten das große Glück, dass uns die künstlerische Leiterin des Kunsthauses, Dr. Dorothea Schöne, persönlich begrüßt und informiert hat. Einfach eindrucksvoll, wie sie für ihr Haus brennt. Das Kunsthaus Dahlem ist heute Ausstellungshaus für die Kunst der deutschen Nachkriegsmoderne in Ost- und Westdeutschland. Das Gebäude hat eine wechsel- volle Geschichte, aus der sich eine moralische Verant- wortung für die aktuelle Arbeit des Hauses ableitet, so Schöne. Das unmittelbar am Grunewald gelegene historische Gebäude wurde zwischen 1939 und 1942 als Staatsatelier des Bildhauers Arno Breker errichtet. Es war ein Ge- schenk von Adolf Hitler an den von ihm so geschätzten Bildhauer. Arno Breker gehörte in der NS-Zeit zu den meistbeschäftigten Bildhauern des Dritten Reiches und lieferte seit 1937 Bauplastiken für die Monumentalbau- ten von Albert Speer. Im Staatsarchiv sollte Breker Skulp- turen für Hitlers Projekt Germania bauen. Unser Besuch im Kunsthaus fiel in das Jubiläumsfestival „10 Jahre – 10 Tage“ vom 12. bis 22. Juni, sodass keine Ausstellung zu sehen war. Aber: Es ist ein typisches Gebäude im Stil der NS-Zeit, mit großer Werkstatt und hohen Decken, sodass gerade das große leere Gebäude wegen seiner Geschichte eine wuchtige Aussage ist. Nach dem Kriegsende wurde Arno Breker 1948 trotz des großen Stellenwerts seines Werks und seiner Person für die NS-Zeit nur als Mitläufer eingestuft, weil er sich nachweislich für verfolgte Künstler eingesetzt hatte. Er zeigte keinerlei Reue. Dorothea Schöne hält Arno Bre- ker für mehr als einen Mitläufer, durch seine angepasste Bildsprache und sein künstlerisches Engagement für den NS-Staat sei er Mittäter. Dorothea Schöne berichtete uns von einem Zufallsfund bei Bauarbeiten im Garten des Kunsthauses im August 2020. Zwei Marmorplastiken von Arno Breker wurden gefunden, die als verschollen galten. Eine von ihnen zeigt das überlebensgroße Abbild eines Roma-Jun- gen, den Romanichel (Vagabund), geschaffen 1940 und damit zu der Zeit, als die Deportationen von Sinti und Roma begannen. Den Roma-Jungen hatte Breker Ende der 1920-er Jahre in Paris kennengelernt. Erkennbar nur zur wissenschaftlichen Aufbereitung standen die beiden Plastiken in einer Ecke des Kunsthauses, und sofort habe es Proteste gegeben, dass Werke von Arno Breker im Kunsthaus ausgestellt würden. Dies zeige, welche be- sondere Verantwortung das Kunsthaus als ehemaliges Staatsatelier habe. Arno Breker hat nach dem Zweiten Weltkrieg als Bildhauer weitergearbeitet. Seine Kunst veränderte sich. Er bekam kaum noch öffentliche, allerdings zahlreiche pri- vate Aufträge und machte hauptsächlich Büsten von be- kannten Personen. Das Brücke-Museum befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Kunsthauses auf dem Grundstück, das für das Wohnhaus von Arno Breker vorgesehen war. Man kann es als Triumph der Geschichte sehen, dass auf dem für das Breker-Wohnhaus vorgesehenen Grund- stück nun das Brücke-Museum steht, das die von den Nazis als entartete Kunst geschmähten Werke präsentiert. Das Brücke-Museum feiert mit der Ausstellung „120 Jahre Brücke.120 Berliner*innen.120 Werke“ das 120.Jubiläum der Künstlergruppe Brücke. Am 7. Juni 1905 gründeten Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rott- luff und Fritz Bleyl in Dresden die Künstlergruppe Brücke. Die Ausstellung versammelt 120 Werke, die von Berli- ner/-innen vorgestellt werden. Exemplarisch sei hier die Auswahl von Dr. Dorothea Schöne vom Kunsthaus Dahlem und von Kai Wegner, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin: Die Museumsinsel feiert in diesem Jahr ihren 200. Ge-burtstag. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen die preußischen Könige, Überlegungen anzustellen, das Gelände der bis dahin gewerblich genutzten Spreeinsel für Museumsbauten zu nutzen. Karl-Friedrich Schinkel legte Pläne für einen ersten Neubau vor und Wilhelm von Humboldt übernahm die Leitung der Kommission zur Errichtung eines Museums. Heute ist die Museums- insel einer der größten Museumskomplexe der Welt, sie wurde 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Natürlich ist dieser riesige Bereich nicht in zwei Stun- den zu besichtigen. Die Führung konzentrierte sich auf das Neue Museum, das von Friedrich August Stüler im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. Mitte des 19. Jahr hunderts errichtet wurde. Der Museumsführer zeigte uns, mit welcher Sorgfalt zwischen 1999 und 2011 das furchtbar zerstörte Museum von dem Architekten David Chipperfield wieder aufgebaut und restauriert wurde, sodass das ägyptische Museum und das Museum für Vor- und Frühgeschichte an ihren ursprünglichen Platz zurückkehren konnten. Höhepunkt im ägyptischen Museum war es zweifellos, die um 1340 v. Chr. gefertigte Porträtbüste der Königin Nofretete im Ägyptischen Museum zu sehen. Die Besichtigung wird regelrecht inszeniert: Nach einem Rundgang im Skulpturensaal wurden wir in die Amar- na-Räume geführt, wo wir Nofretetes Familie kennen lernten, um dann der Königin in ihrem eigenen Raum gegenüberzustehen. Ihr Blick ist auf den im nächsten Raum platzierten Sonnengott Helios gerichtet, dem sie zusammen mit ihrem Mann Echnaton huldigt. Nofrete- tes wunderschönes, charakterstarkes Gesicht hatte uns alle in ihrem Bann.

    Zum Abschluss unserer Kunstreise besuchten wir das Jagdschloss Grunewald am Ufer des Grunewaldsees, das aus den Jahren 1542/43 stammt. Es ist der älteste noch erhaltene Schlossbau Berlins. Das Jagdschloss trug den Namen Zum Grünen Wald und gab dem gesamten Grunewald seinen Namen. Das Schloss beherbergt eine Sammlung von Gemälden Lucas Cranach d.Ä. und wird nur für Führungen – wie für unsere Gruppe – geöffnet. Der reizvolle Innenhof wird u.a. für Konzert- und Theateraufführungen genutzt. Die Gruppe hat auch sehr den gemeinsamen Mittagsimbiss genossen. Eindrucksvoll in Erinnerung geblieben ist der Besuch im „Alten Krug“ in Dahlem, einem tra- ditionsreichen Ausflugsziel, wo wir bei schönstem Son- nenschein, geschützt von großen Sonnenschirmen, ein vorzügliches Mittagessen genießen konnten. Das Abschiedsessen war im Alt-Berliner Gasthaus „Mutter Hoppe“ im Nikolaiviertel in der Nähe unseres Hotels und des Roten Rathauses. Der Favorit für den Hauptgang unseres 3-Gang-Menüs, Mutter Hoppes „Großer Latschen“ (Kalbsschnitzel mit Bratkartoffeln und Salat), war kaum zu schaffen und veranlasste viele, gleich noch einen Kräuterschnaps (natürlich einen hauseigenen „Verdauerli“) zu bestellen. Unser intensives Museumsprogramm gab uns gleichwohl Gelegenheit, Berlin und seine Seh enswürdigkeiten näher kennenzulernen. Am Ankunftstag stellte uns unsere in Schöneberg geborene Stadtführerin Petra von Holwede bei einer Stadtrundfahrt mit sehr sympathischer „Berliner Schnauze“ sehr kenntnisreich und mit persönlicher Note Berlin vor. Wir haben die Oberbaumbrücke und die Eastside Gallery bestaunt, die größte open airGalerie der Welt, bei der sich 118 Künstler auf einem1316 Meter langen Reststück der Berliner Mauer legal verewigt haben.

    Uns wurde bewusst, wie oft wir bei unserer Tour die ehemalige Mauer überfahren haben. Bedrückend. Wir waren in Kreuzberg und haben dort die Multi-Kul- ti Kultur gesehen, Hofensembles mit mehreren Häusern hintereinander, verbunden durch Höfe und Durchgän- ge. Wir sind über die Oranienstraße gefahren, die am 1. Mai regelmäßig Schauplatz der Krawalle ist und auf der selbst Physio-Praxis und Schuster ihre Ladenlokale mit Eisenrollgittern vor Plünderungen schützen müssen. Wir sind über die Friedrichstraße gefahren, wo der poli- tische Ansatz, einen Teil der Straße zugunsten der Rad- fahrer für Autos zu sperren, dazu geführt hat, dass viele Geschäfte geschlossen sind, u.a. im Quartier 204. Die Galeries Lafayette sind seit Juli 2024 geschlossen. Wir haben einen retardierenden Blick auf den Gendarmenmarkt mit Deutschem Dom, Konzerthaus und Französischem Dom geworfen, der nicht nur für mich, sondern auch für Petra der schönste Platz von Berlin ist. Petra hat uns zur Bernauer Straße geführt und uns das Grauen der Mauer durch die Hauptstadt, das rigorose Vorgehen bei der Errichtung der Mauer, und die Folgen für die Menschen drastisch vor Augen geführt. Wir haben dank Petra ein Berlin gesehen, das sonst nicht zum klassischen Programm einer Stadtrundfahrt gehört (das verdanken wir der Sperrung des Regierungsviertels für den Veteranentag).

    Neben der Stadtrundfahrt haben wir bei einer gut zweistündigen Spree-Schifffahrt ab Friedrichstraße/Reichstagufer durch die Mitte zum Westhafen mit der „Ernst Reuter“ Berlin bei strahlendem Sonnenschein aus ganz anderer Perspektive gesehen.Auch unser Busfahrer hat uns mit seiner Ortskenntnis  Berlin bei jeder Fahrt nähergebracht. Was sind schon die regelmäßigen 25 Minuten vom Hotel zum Brandenburger Tor und die Fahrten durch die Stadt, wenn man auf unterschiedlichen Wegen, aus wechselnden Perspektiven das Brandenburger Tor, Reichstags- und Bundestagsgebäude, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Bundesministerien, das Humboldt-Forum, die Neue Wache, Siegessäule, den Prachtboulevard Unter den Linden und die Straße des 17. Juni, das Rote Rathaus, zahlreiche Botschaften und einige Ländervertretungen (die von Nordrhein-Westfalen lag nicht am Weg), den Potsdamer Platz, die Berliner Philharmonie u.v.m. sehen kann. Langweilig war es nie, zumal wir aus der erhöhten Perspektive unseres komfortablen Busses mit großer Bein- freiheit den Fahrstil der Berliner Radfahrer, die die Bus- spuren mitbenutzen und sich einfach durch jede noch so kleine Lücke zwängen, beobachten konnten. Im Vergleich sind die Radfahrenden in Münster doch tatsächlich weniger risikofreudig. Es gab verschiedene Anlässe Dank zu sagen. Einen Dank möchte ich an dieser Stelle wiederholen: Den Dank an unseren Busfahrer Matthias für seine souveräne Fahrweise (wer erinnert sich nicht an den vierspurigen Kreisverkehr an der Siegessäule im Berufsverkehr oder den engen Hotel-Parkplatz), für die Eindrücke und Informationen, die er uns vermittelt hat, und für seine freund- liche, humorvolle Reisebegleitung. TEXT UND FOTOS: MICHAELA HEUER TEXT ZUR MUSEUMSINSEL: INGRID ECKARD